Trsteno und sein Geheimnis entdeckte ich in meinem ersten Dalmatienurlaub in postjugoslawischer Zeit, im September 2007, per Zufall. Damals noch auf öffentliche Verkehrsmittel und Ausflugsangebote angewiesen, buchten wir von Dubrovnik aus einen Trip nach Mostar. Der Fahrer des Transit packte meine Cousine und mich auf die Beifahrersitze und so erhielten wir von ihm persönliche Einweisungen und Erzählungen über die Umgebung und natürlich sich selbst. :o)) Nach passieren des Ortes und während der Durchfahrt auf der Magistrale, die sich hier leider sehr unvorteilhaft und ohne Rücksicht auf die Ansiedlung durch den oberen Ortsteil zwängt, machte er uns auf den darunterliegenden ältesten Renaissancegarten Europas aufmerksam. Niemand würde meinen das diese kleine Ortschaft mit seinen paar Häusern ein solches Highlight beherbergt – auch meine Cousine und ich schauten uns skeptisch an, denn im Vorbeifahren erkannte man rein gar nichts.
Ein paar Tage später dachten wir, dass wir uns vielleicht mal das Örtchen anschauen sollten. Also ab zur Bushaltestelle und mit dem Linienbus auf nach Trsteno, dem 250 Einwohnerdörfchen 17 km nördlich von Dubrovnik.
Und tatsächlich!!! Wir wurden begeistert!!! Ich konnte mich an den 400 verschiedenen Pflanzen nicht satt sehen. Hinzu kommt noch die einzigartige Lage des Parks mit wunderschönem Blick auf die Adria und die gegenüberliegenden Elafiti-Inseln. Ich kann nicht beschreiben wie verzückt ich nach diesem Besuch war. Alles dort wirkte auf mich betörend: die mediterrane und subtropische Pflanzenwelt, die Häuser im Ort und im Garten, der kleine Hafen, das Küstengebirge und auch die alte Frau, an deren Verkaufsstand ich ihre selbstgemachte Orangenmarmelade erstand. Zurück in Deutschland war Trsteno aus meinen Erzählungen nicht wegzudenken und nahm dabei einen mindestens genauso hohen Stellenwert ein wie Dubrovnik, Cavtat und Lopud. Jedem wollte ich meine Eindrücke präsentieren, dieses Paradies vor Augen führen. Also bastelte ich mir Fotobücher! Egal ob zur Arbeit oder zum Besuch von Freunden und Familien, ich nutzte jede Gelegenheit um meine neugewonnene Liebe zum Land meiner Wurzeln anderen Menschen zu präsentieren. Hätte ich in der Zeit ein Vorstellungsgespräch gehabt, so hätte ich vermutlich selbst dort die Gelegenheit genutzt. :o)) Ein Wunder, dass ich nicht sogar Kunden und Mitarbeiter bei Einkäufen im Supermarkt damit belästigt habe… :o))
Nach wenigen Wochen wurde es mir dann doch zu aufwändig immer die Bücher (es waren immerhin 5!!!) mitzuschleppen und so entstand, auf der Suche nach einer Alternative, diese meine HP und die Fotografie wurde zu einem Hobby. :o))
Beim Besuch im Jahre 2007 blieb es natürlich nicht. Damals hatte ich von Fotografie null Ahnung und geknipst habe ich mit einer geliehenen Exilim (aber es war durchaus schon mein Motivauge bemerkbar, denn jeder teilte mir dies auch mit). Mit Entstehen meines Internetauftritts wurde der Wunsch nach qualitativ besseren Bildern größer und so entwickelte sich meine Fotoleidenschaft und ich belegte sogar einen Kurs an der Kölner VHS. Die alten Exilim Bilder waren schluss endlich nicht mehr für mich zufriedenstellend und so wurde natürlich ein erneuter Besuch von Trsteno erforderlich, welcher jeweils im September 2011 und 2012 erfolgte. Aus diesen beiden Jahren stammen auch die meisten Fotos, nur einige wenige sind vom ersten Besuch 2007.
Das war jetzt aber wirklich genug Vorgeschichte, kommen wir nun zum Wesentlichen. :o)) Wer von Norden her auf der Magistrale, oder der alten Straßen von Majkovi über Brsečine (siehe Slano und das Dubrovačko Primorje, sowie Brsečine und das wunderschöne Hinterland), auf Trsteno zufährt, wird mit schon mal mit schönen Aussichten auf den 449 m hohen Bračevo brdo, ein spitz hinter dem Ort in den Himmel ragender Berg, und Trsteno selbst belohnt. Am Ende der alten Straße von Majkovi kommend, steht kurz vor dem Zusammentreffen der alten Straßen und der Magistrale, am Ortseingang die Crkva Sv. Mihovil. Nach dem großen Erdbeben 1667 (siehe dazu Dubrovnik) musste sie erneuert werden und man verpasste ihr gleichzeitig ein damals frischeres barockes Aussehen.
Bild: Blick auf Trsteno unterhalb des Bračevo Brdo
Bild: Wunderschöne Washingtonia Robusta – eins der vielen Wahrzeichen Süddalmatiens
Bild 1 & 2: Crkva Sv. Mihovil
Bild: Zusammentreffen der Straße Majkovi-Trsteno mit der Magistrale in Trsteno
Bevor wir tiefer in den Ort eintauchen, gibt es erstmal ein bisschen:
Informatives…
Überreste alter Krichen belegen die Besiedlung des heutigen Trsteno bereits im 5. Jahrhundert. Nach der Zugehörigkeit zum Fürstentum Zahumlje, wird der Ort 1399 von der Republik Ragusa/Dubrovnik gekauft. Im 15. und 16. Jahrhundert errichten sich immer mehr Adelige aus Dubrovnik ihre Ferienhäuser in Trsteno, darunter auch die bekannteste Sommerresidenz der Patrizierfamilie Gučetić-Gozze. Um ihr Anwesen herum entstand von 1494 bis 1502 das erste und einzige Arboretum an der kroatischen Küste, für welches der Ort auch heute noch berühmt ist. Seit 1962 steht die Anlage als Monument der Gartenkunst unter staatlichem Schutz. Das 237- Seelendorf wurde während des Jugosalwienkrieges stark in Mitleidenschaft gezogen – serbische und montenegrinische Truppen setzten ein Teil des Arboretum sogar in Brand. Trsteno verfügt über ein Autocamp, einen Supermarkt wird man aber vergeblich suchen.
Trsteno kann man in drei Teile gliedern: jenen oberhalb der Magistrale, jenen unterhalb der Magistrale und das Arboretum. Bausünden sucht man, wie so oft in Süddalmatien, vergebens und so ist es meiner Meinung nach lohnenswert sich alle Teile anzuschauen. Oberhalb an der Magistrale angrezend steht die Post, 1 oder 2 Restaurants, sowie die sehr nette Crkva Gospa od Snjega aus dem 15. Jahrhundert, die im Besonderen mit ihrer wunderschönen Vorhalle imponiert. Viele Gassen hat Trsteno nicht, doch ich fand es sehr schön im oberen Ortsteil ein wenig zwischen ihnen zu schlendern, denn in Trsteno sind sogar die Stromverteiler, welche passend zur mediterran dalmatinischen Architektur erbaut wurden, eine Augenweide.
Bild: Ortseinfahrt
Bild 1 – 6: Das obere Trsteno – mit Post, Gaststätten und weitem Blick auf die Adria und die Elafiten
Bild 1 & 2: wunderschöne Crkva Gospa od snjega
Bild 1 – 3: in den Gassen des oberen Trsteno
Bild: Selbst Stromverteiler werden passen zur Architektur und Landschaft
Unterhalb der Magistrale, auf der anderen Straßenseite – gleich gegenüber der Crkva Gospa od snjega, stehen zwei gewaltige 500-600 Jahre alten Platanen aus dem Himalaya. Sie messen einen stolzen Stammumfang von 5 m, sind 60 m hoch und gehören zu den ältesten Bäumen Europas. Die Äste sind so dick und schwer, dass man Betonpfeiler gegossen hat, um diese zu halten, bzw. das Abknicken zu verhindern. Auch trifft man hier auf ein Denkmal für die im Jugoslawienkrieg erlittenen Opfer des Ortes.
Ein Stück weiter südlich, steht, natürlich ebenfalls unterhalb der Magistrale, die Pfarrkirche Sv. Vid. Im 13. Jahrhundert erbaut, wurde sie über die Jahrhunderte mehrfach erweitert und restauriert. Auch sie musste unter der serbisch-montenegrinischen Agression stark leiden, jedoch wird sie aktuell Innen wie Außen wieder renoviert, was ich im Jahre 2011 und 2012 mit eigenen Augen sehen konnte. Hinter der Kirche steht eine Marienstatue in einem winzigen Park mit wunderschönem Weitblick auf die Elafiten. Von hier aus (aber auch von den Platanen abgehend), führt eine Treppendurchzogene, zwischen den schönen Häusern gezwängte, Gasse runter zur Hafenanlage mit Kastell/Schloss. Dieses Schloss macht es für mich zu etwas ganz Besonderem, denn das kleine Hafenensemble wirkt durch das Schlösschen und seine prachtvollen am Hafen erbauten Zugangstore, wie aus einem Märchenbuch entsprungen. Leider ist die Anlage innerhalb dieser Tore in einem miserablen Zustand. So kann man nur hoffen, dass hier in Zukunft diese Schönheit wieder aufpoliert wird und man das Potential der Anlage nutzen und sie wieder zu Leben erwachen wird.
Übrigens hat es der Rückweg, besonders bei großer Hitze, die Gassen wieder rauf echt in sich. ;o)) Allen eher Gehfaulen oder in irgendeiner Form fußbehinderten Menschen, bietet sich als Alternative die Fahrt mit dem Auto runter an. Sehr schön finde ich übrigens die Steinbrücke kurz vor Erreichen des Hafens unten an der Küste.
Bild 1 – 4: Gewaltige Platane mit Kriegsdenkmal
Bild 1 & 2: kurz vor der Pfarrkirche mit Blick auf das obere Trsteno unterhalb des 644 m hohen Veliki Stol
Bild 1 – 4: die Pfarrkirche Sv. Vid
Bild: Marienstatue
Bild: kleiner Park mit tollem Weitblick hinter der Pfarrkirche
Bild: Blick auf Suđurađ auf Šipan
Bild: Eine Blindschleiche auf der Flucht…
Bild: …während ein Kätzchen ihr schattiges Plätzchen genießt
Bild: ein weitere Wahrzeichen Süddalmatiens – Mandarinen
Bild: ….und, natürlich, Palmen
Bild 1 – 8: Über viele Stufen durch die Gasse runter zum Hafen
Bild 1 – 14: Das Schloss samt Hafenanlage – einfach ein wunderschönes Ensemble
Bild: Blick von der Brücke auf den Hafen
Die Attraktion des Ortes ist aber vor allem das Arboretum. Nach dem Beziehen der Eintrittskarte kann man unbeschwert in den Pflanzendschungel eintauchen und im Besonderen die Augen und die Nase verwöhnen.
Im oberen östlichen Bereich des Arboretum fällt schnell das schätzungsweise 10 Meter (ich bin net so gut im Größeschätzen) hohe Aquädukt auf, welches bis heute eine alte Renaissancefontäne mit Wasser versorgt. Die „fontana boga mora Neptuna“ ziert seit dem Jahre 1736 den 28 ha großen Garten und ist für mich mit das schönste, was man in Kroatien sehen kann. Im dazugehörigen Teich schwimmen rote Fischchen (wie auch immer sie richtig heißen) Schildkröten und Seerosen, während die subtropische Vegetation das nötige Dschungelfeeling verleiht. Man meint fast einen verborgen Platz oder eine Art Kultstätte eines längst vergessenen Volkes entdeckt zu haben. Es ist schwierig es zu beschreiben, am besten man erlebt es selbst. :o))
Südwestlich von der Fontäne trifft man auf die Crkva Sv. Jeronima aus dem 14. Jahrhundert. Sie entstand gemeinsam mit der alten Ferienresidenz der Familie Gučetić-Gozze und befindet sich auch gleich hinter dieser. 1667 wurde der Sommersitz beim großen Erdbeben zerstört, danach jedoch wieder rekonstruiert. Es ist nicht nur von Außen zu besichtigen, man kann es auch betreten. Umgeben wird das Gebäude von einer Blumenpracht, die ihres gleichen sucht, geziert wird das Ganze von alten Blumenkübel oder Steinkrögen. Beim Wiederaufbau nach 1667 entschloss man sich dazu dem Sommerhaus ein Pavillion mit sensationellem Blick auf die Adria und die Elafiten vorzubauen.
Östlich vom Sommerhaus und dem Pavillion ein Labyrinth von Zitrusfrüchten, Kakteen, sowie der östliche Zugang zum Park, der zur Gasse runter zum Hafen führt. Südlich davon die alte Ölmühle, welche man im Inneren besichtigen kann.
Bild 1 & 2: Das Aquädukt…
Bild 1 – 7: …endet mit der „fontana boga mora Neptuna“
Bild: Weg zwischen Fontäne und Crkva Sv. Jeronima
Bild: Crkva Sv. Jeronima
Bild 1 – 10: Rund um die Ferienresidenz der Familie Gučetić-Gozze
Bild 1 – 7: Der Pavillion mit sensationeller Aussicht
Bild 1 – 7: Im Südosten des Arboretums
Bild: östliches Eingangstor
Bild 1 & 2: in der alten Ölmühle
Westlich des Gučetić-Hauses setzt sich der Park weiter fort. Dabei fand ich die Zwillingspalme und einen weiteren Aussichtspunkt auf den Hafen besonders schön. Nordwestlich davon, bereits außerhalb der Gartenanlage, ein von Palmen gesäumter Fußballplatz mit schönem Blick auf die Pfarrkirche von Trsteno und den Bračevo Brdo. Während ich es im Arboretum im Jahre 2007 doch irgendwie gepflegter fand als 2012, war dies am Fussballplatz anders. 2007 und 2011 war die Wiese jeweils total von der Sonne verbrannt, 2012 hingegen durch Bewässerung grün.
Unterhalb des Fußballplatzes zieht sich ein weiterer großer Teil des Arboretums, welcher 2007 noch nicht eingezäunt war – was sich mittlerweile ebenfalls geändert hat. Dieser Teil zieht sich die steile Küste hinab, angeschaut habe ich ihn mir jedoch nur im Jahre 2007. Dabei gibt es einige aus Stein gehauene Denkmäler alter Zeiten, eine Ruine mit einer Sonnenuhr, einigen Statuen und einen weiteren Aussichtspunkt mit wahnsinns Blick auf Trsteno, den Hafen und den Bračevo Brdo zu bewundern. Wer will kann bis nach ganz unten steigen und so ebenfalls fußläufig den Hafen erreichen. Im Jahre 2011 und 2012 habe ich mir lediglich den untersten Part diesen eher vergessenen Teils des Arboretums nochmals zu Gemüte geführt, um erneut ein paar schöne Aussichtsbilder von Trsteno zu knipsen.
Wir sind bereits am Schluss meines Berichtes angekommen. Ich hoffe ich konnte euch Trsteno und sein Arboretum ein wenig schmackhaft machen, denn für mich gehört Trsteno ebenso zum Pflichtprogramm eines gepflegten Süddalmatien-Urlaubs, wie Dubrovnik. Für mich ist es einer der schönsten Orte und ich verlieb mich jedesmal aufs neue in die Landschaft, die Pflanzen und die Bauten.
Zu guter Letzt folgen jetzt noch die abschließenden Bilder des vorangegangen beschrieben Abschnitts. TRSTENO, ich komm bald wieder! ♥
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Bild: Gartenkunst
Bild: Zwillingspalme
Bild: Aussichtpunkt mit Blick auf den märchenhaften Hafen
Bild: Washingtonia Robusta
Bild 1 – 3: Am Fußballplatz
Bild 1 – 20: Arboretum – vergessener Teil unterhalb des Fußballplatzes
Ende!