Wenn man mich fragen würde, welcher Ort der wohl markanteste der Makarska-Riviera ist, so würde meine Antwort „Igrane“ lauten. Es ist das einzige Dorf, dass einem bereits oben an der Magistrale hübsch empfängt. Und auch auf der Fähre nach Hvar ist es Igrane, welches die Blicke an sich reißt. In keinem anderen Ort, entlang diesen Küstenabschnitts, ziehen sich so malerisch sämtliche Häuser vom oberhalb gelegenen Glockenturm den Hang hinab, bis an die Küste. Was aus der Ferne so idyllisch anzusehen ist, wirkt beim näheren Hinsehen doch manchmal etwas fehl am Platz. Was in den Touri-Broschüren als ein harmonisches Wirken von alten und neuen Bauten beschrieben wird, empfinde ich jedenfalls oftmals als eher störend. Dies ändert jedoch nichts daran, dass Igrane ein nettes Örtchen mit einigen bedeutenden Sehenswürdigkeiten ist und in jedem Fall für einen gelungen Urlaub herhalten kann.
Das alte Dorf Gornje Igrane befindet sich auf 900 m Höhe, an der Straße nach Vrgorac, auf dem Rücken des Rilić-Gebirges, einem Ausläufer des Biokovo. Das alte Igrane lohnt allerdings wirklich keinen Besuch, da es sich lediglich um eine handvoll Häuser handelt, die auch nicht sehenswert sind. Die Bewohner von Gornje Igrane hatten seit je her ihre Olivenplantagen an den zum Meer zugewandten Hängen des Rilić-Gebirges und so zog es sie schon lange vor dem großen Beben und dem Einzug des Tourismus an die Küste, um schneller in ihren Hainen ihrer Arbeit nachgehen zu können.
So verwundert es auch nicht, dass sich nördlich oberhalb der Magistrale, mitten im Olivenhain, das bedeutendste Kulturdenkmal der Makarska-Riviera befindet: die altkroatische Crkva Sv. Mihovila. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und diente einst dem Dorfe als Pfarrkirche, was ein Dokument aus dem Jahre 1633 beweist. Das große Beben im Jahre 1962 beschädigte sie stark. Da die Crkva Sv. Mihovila bereits 1962 zum Kulturdenkmal ersten Ranges erklärt und unter staatlichen Schutz gestellt wurde, veranlasste das Kulurministerium eine sorgfälgite Restaurierung, welche man jedoch erst in den Jahren 1998-99 vollzog.
Weitere wertvolle Kulturgüter finden sich am Friedhof von Igrane. Dieser liegt ebenfalls in einem Olivenhain, in diesem Fall jedoch unterhalb der Magistrale. Ein schmales Sträßlein zweigt dort hin ab und ermöglicht einen unkomplizierten Besuch. Geschmückt wird der Friedhof von der Crkva Sv. Nikole Biskupa aus dem Jahr 1925. Die Apsis stammt jedoch aus dem Mittelalter. Einst stand an gleicher Stelle nämlich die Crkva Sv. Spas, welche jedoch wegen des neueren Baus abgerissen wurde. Gesponsert wurde die Crkva Sv. Nikole Biskupa von einer Reihe Igranaca, die sich in der Ferne, an der Mündung des Mississippi in den USA, in lebensnot befanden. Sie schworen, dass wenn sie wieder gesund und munter in ihrer Heimat zurückkehren würden, das Kirchlein erbauen lassen würden. Und so sollte es sein. Rund um das Kirchlein trifft man auf römische Sarkophage, die die früh Besiedlung Igranes bezeugen.
Nur einige Hundert Meter weiter thront oberhalb der Küste und dem Dorf der wirklich sehr schöne Glockenturm von Igrane, welcher der Kirche Gospa od Ružarija angeschlossen ist. Sie ist heute die Pfarrkirche und wurde im Jahre 1752 erbaut. 1906 wurde sie restauriert, während ihr 1939 zwei kleine Kapellen an das Hauptschiff angebaut wurden, so dass sie – aus der Luft betrachtet – den Umriss eines lateinischen Kreuzes hat. Der imposante und altertümlich anmutende Glockenturm stammt, man glaubt es kaum, aus dem 20. Jahrhundert. Er erinnert an jenen des Sv. Duje in Split. Von 1923-25 zog man ihn hoch und scheute keine Mühen und Kosten. Der Igranac Dušan Parun sponserte ihn, der Architekt Nikola Perica war für den Entwurf zuständig. Heute ist er definitiv der schönste entlang der Makarska Riviera…
Nur wenige Schritte unterhalb der Crka Gospa od Ružarije, befindet sich das nächste Wahrzeichen Irgranes – der Zalina Kula (Turm). Dieser wurde während der kandischen Kriege im Kampf gegen die Türken errichtet. Um den mutigsten Igranac Zale Ančić zu ehren, benannte man den Turm nach ihm.
Bild: Von Norden kommend – erster Blick auf Igrane und die Halbinsel Pelješac
Bild: Crkva Sv. Mihovila
Bild: Blick auf Igrane und die Halbinsel Pelješac
Bild: auf dem Friedhof mit der Crkva Sv. Nikole Biskupa
Bild: römischer Sarkopharg auf dem Friedhof
Bild 1 – 4: Kirche Gospa od Ružarija
Bild: Zalina Kula
Bild 1 & 2: Blick runter zur Küste
Widmen wir uns nun dem unteren Teil des Dorfes – oder, wie ich es auch gerne nenne, Baggermans Paradise! :o)) Ich habe ja schon einiges in Kroatien an Anmachen erlebt, (selbst richtig alte Knacker scheuen sich ja nicht davor eine viiiiiiiieeeeellll jüngere anzubaggern), aber einer der Bewohner Igranes blieb mir besonders im Gedächtnis hängen. Wir schreiben Ende September 2011. Nachdem ich zwei wundervolle Wochen auf Lastovo und Korčula verbracht hatte, machte ich mich am frühen Morgen auf in Richtung Norden, denn am Abend sollte mein Flieger in Split gen Köln starten. Dabei entschied ich mich erstmalig einen Zwischenstopp in Igrane einzulegen und mir den Ort ein wenig anzuschauen. Den Wagen stellte ich auf dem Parkplatz des Hotels Punta, oberhalb des Hafens, ab. Ich schnappte mir meine Kamera und lief zielsicher auf eine Gasse, die mich runter zum Hafen führen sollte, zu. An einem Auto stand ein Mann mit Hut, daneben eine ältere Frau. Der Mann rief in meine Richtung: „Monika, e Monika…“
Zunächst dachte ich mir nix dabei, doch als ich keine Reaktion vernahm und der Mann nochmals rief „pa Monika, kako si???“ schaute ich hinter mich um zu gucken, wen er da wohl angesprochen hat, doch war hinter mir absolute Menschenleere – also wen meinte er? Ich ging weiter, kam an dem Mann vorbei und wieder sprach er „Bok Monika„.
Ich sah ihn an und erwiederte „nisam ja Monika“ (ich bin nicht Monika) und ging weiter…
Am Hafen angekommen erkundete ich ein wenig die Gegend und machte das, was ich am liebsten tue… Fotografieren. Nach einer Weile entschied ich mich der Promenade nach Osten in Richtung des großen zentralen Strandes zu folgen, als hinter mir eine männliche Stimme ertönte und mich fragte, was ich denn da tun würde??? Ich drehte mich um und erneut stand der Herr vom Parkplatz vor mir. Dieses mal jedoch ohne Hut, stattdessen glatzköpfig und nur mit einer engen, klassischen Badehose bekleidet. „Bist du am Filmen???“ fragte er.
Nach dem ersten, ob des Anblicks, überwundenen Schock (diese Badehosen finde ich persönlich einfach nicht sehr Vorteilhaft), erwiderte ich nur kurz mit „nein, ich fotografiere„.
Er fragte wie ich denn heißen würde, worauf ich ein wenig flunkerte und ihm „Sara“ erwiderte. Das Flunkern sollte sich dann leider als Fehler herausstellen, da der gute Herr mir darauf erklärte, dass es ja ein Lied gäbe, in dem ein Mann über ein Mädchen gleichen Namens singt. Da stand er nun also in seiner knallengen, ziemlich aufschlussreichen Badehose vor mir und fühlte sich dazu berufen, mir den Liedtext sehr ausgiebig in einem Mix aus Gesang und Zitat vorzutragen, was den überwältigenden Drang zur Flucht in mir auslöste.
Dies fand er gar nicht lustig, und wollte von mir wissen ob ich denn nicht wisse wer er sei??? Nein, wusste ich natürlich nicht…. Daraufhin erklärte er mir, dass er ein bekannter Schriftsteller aus Igrane sei und er mir gerne sein Buch zeigen würde. Das war dann definitiv zu viel des Guten, also ergriff ich dann endgültig die Flucht mit den Worten, dass ich wirklich knapp in der Zeit liege und los müsse….
Zwei Jahre später, wir schreiben September 2013, verschlug es mich erneut nach Igrane um auch die letzten Ecken des Ortes zu erkunden. Ich stand am Hafen und fotografiere dort die hübsche Crkva bezgriješnog začeča als eine männliche Stimme mit den Worten „du solltest lieber mich fotografieren“ ertönte.
Da stand er wieder! Selber Hut, dieses mal bekleidet, und eine ähnlich dämlich Ansprache, wie beim letzten mal. Ob er mich auf einen Kaffee einladen dürfte, fragte er. Ich musste schmunzeln und teilte ihm mit, dass ich keine Zeit hätte. Wieder fragte er mich, ob ich denn nicht wüsste, dass er ein bekannter Schriftsteller sei. Ich musste neckisch auflachen und meinte nur zu ihm, dass er mich schon zwei Jahre zuvor angequatscht und mich das selbe gefragt hatte. Was er mir daraufhin Schnulziges erzählte, darf ich gar nicht hier niederschreiben, da ich bei meinen Lesern kein Fremdschämen auslösen möchte. :o)) Dieses mal war ich nicht mehr höflich, verdrehte meine Augen und zeigte ihm meine Kehrseite noch bevor er überhaupt ausgesprochen hatte… Also Mädels! Gebt acht vor dem Baggerman in Igrane. :o))
Kommen wir aber nun zu den wichtigen Dingen, nämlich der wirklich hübschen Crkva bezgriješnog začeča, welche dem Palast der Familie Ivanišević-Šimić angebaut wurde. Sie wird von zwei auf Steinsockeln aufgestellten Büsten des don Nikola Šimić und fra Ante Benutić geziert. Das barocke Sommerpalästchen der Familie Ivanišević-Šimić wurde im Jahre 1760 gebaut und prägt den Hafen. Am Trg Hrvatskih Velikana (Platz der kroatischen Größen) findet man ebenfalls unter anderem Büsten von kroatischen Größen ala Franjo Tuđman an einer Häuserfassade. Vor dem Palast der Familie Ivanišević-Šimić steht das Haus der Öl-Genossenschaft Igrane. Unmittelbar an der Hafenmole ein weitere Hinweis auf die lange Olivenöltradition – eine Ölmühle.
Ansonsten gibt es schöne, von Cafes und Restaurants gesäumte, Strände, die den Badeurlaub hier sehr angenehm machen. Igrane ist sicherlich da nicht die schlechteste Wahl…
Bild: Crkva bezgriješnog začeča
Bild: Palast der Familie Ivanišević-Šimić
Bild 1 & 2: Am Trg Hrvatskih Velikana
Bild: Haus der Öl-Genossenschaft (rechts)
Bild: Ortspanorama
Bild: Ölmühle am Hafen
Bild 1 – 3: am Hafen
Bild: Ortsstrand
Bild 1 & 2: tolle Rückblick auf Igrane – auf der Magistrale weiter nach Süden
Bild: Blick auf Igrane auf der Fähre nach Hvar
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