Nachdem wir am 02.05.2009 bereits Opatija und Mošćenice bei herrlichstem Sommerwetter besucht hatten, fuhren wir von Mošćenice aus weiter in Richtung Südwesten, mit dem Ziel Pula. Je weiter wir in den Süden Istriens fuhren, desto mehr Wolken schmückten den Himmel, und so wechselte sich die Sonne mit den Wolken ab.
Je näher wir Pula kamen, umso mehr Verkehr tat sich auf. In Pula angekommen hieß es zunächst „koncentration please“, um sich in der Stadt nicht zu verfahren. Da das Verkehrsaufkommen auch ziemlich groß war, und wir alle wissen wie die Kroaten fahren, erschwerte es die Suche nach unserem Ziel doch ein wenig, denn schließlich muss man sich gleichzeitig auf die Straße und den Verkehr, als auch auf die Beschilderung konzentrieren. Irgendwann sah ich plötzlich Pulas größte Sehenswürdigkeit, was auch gleichzeitig unser Ziel sein sollte, und fuhr einfach nur drauf zu. Somit landeten wir am Hafen von Pula, wo ich gleich so viel Glück hatte und die letzte Parklücke ergatterte, und das ohne zu suchen…Noch größeres Glück hatte ich das ich dabei keinen Unfall baute. Ich sah die Lücke in letzter Sekunde, und machte reflexartig eine Vollbremsung, denn sonst wäre ich dran vorbeigefahren. Dem Fahrer hinter mir schien das gar nicht gefallen zu haben. Und beim Gedanken unseren Mietwagen zu ruinieren, wurde mir doch auch ziemlich übel. Über Verletzte möchte ich gar net erst nachdenken. Sowas passiert mir nie wieder…
Bild 1-2: Der Hafen von Pula
Bild 1-4: Die Riva
Bild 1-2: Häuserzeilen in Hafennähe
Informatives…
Pula ist mit 58.594 Einwohner die neunt größte Stadte Kroatiens, und die größte der Gespanschaft und Halbinsel Istrien, und befindet sich in der Nähe der Südspitze dieser größten Halbinsel Kroatiens.
Die Geschichte um Pula reicht bis 40.000 !!! Jahre in die Vergangenheit zurück, wovon Ausgrabungen in der Nähe des heutigen Flughafens zeugen. Es wurden Menschenreste und uraltes Werkzeug, sowie Fossile und Relikte von vorgeschichtlichen Siedlungen ausgegraben. Beim Kastell von Pula wurden Reste einer Zyklopenmauer freigelegt, und ebenfalls in der Nähe des Flughafens befindet sich die Siedlung Nesactium, die zu ihrer Blütezeit die Hauptstadt der Histrer war. Im 5. Jahrhundert vor Christus exsistierte auf dem Kastel-Hügle eine illyrische Siedlung, und der Argonauten-Sage nach siedelten sich in Pula auch griechische Flüchtlinge an, die ihr neues zu Hause Polai (die Verfolgten) nannten.
Ab 177 vor Christus drangen die Römer in das Gebiet vor, wodurch Pula seine erste Blütezeit erlebte. Pula, damals unter dem Namen Colonia Julia Pola Pollentia Herculanea bekannt, wurde unter dem römischen Kaiser Augustus zur wichtigsten Hafenstadt und zum Verwaltungszentrum der Region Istrien, und zählte zu dem Zeitpunkt 30.000 Eimwohner. 395 n. Chr. erlitt das römische Reich seinen Niedergang, worauf die Ostgoten, Byzantiner und Franken sich als Herrscher abwechselten.
Bild 1: Pula zu alten Zeiten
BildStadtmauer 2: Pula zu alten Zeiten, gut sichtbar die Stadtmauer
(Bilderquelle: http://www.polygraphicum.de/druckgraphikD1.html)
Im 14. Jahrhundert übernahm Venedig die Herrschaft, womit die Entwicklung der Stadt stagnierte und die Einwohnerzahl bereits schrumpfte. Als nun die Pest und die Malariaseuche ausbrachen, schrumpfte die Einwohnerzahl um 90%!!! Erst ab 1797 erlebte Pula einen neuen Aufschwung, als Österreich-Ungarn aus dem Norden in Richtung Adria stürmte, und ihren großen Traum einer Überseeflotte verwirklichen wollten. Pula bekam einen großen Kriegshafen, worauf sich zahlreiche Industriebetriebe und Werften in Pula niederließen.
Nach dem ersten Weltkrieg gelangte Pula zusammen mit ganz Istrien an Italien. 1943 wird Pula von deutschen Truppen besetzt, wobei 1945 Pula bereits von Titos Partisanen und der Unterstützung der Westalliierten zurück erobert wurde, jedoch weiterhin Zankapfel zwischen Jugoslawien und Italien blieb. 1947 gelangte Istien, und somit auch Pula, nach britisch-amerikanischer Besetzung zurück an Kroatien, und somit an Jugoslawien.
Stadtplan zu Pula
(Quelle: http://www.crombes.hr/MEDICON2001/istra_pula.htm)
Bild: Pula von Oben
(Bildquelle: dl.net.hr)
Am Hafen gleich neben den Parkplätzen an der Riva befinden sich große Steinböcke mit verschiedenen ausgemeißelten Motiven, wie z.B. einem Seestern. Gleich gegenüber befindet sich auch schon die berühmteste Sehenswürdigkeit Pulas, wenn nicht sogar ganz Istriens, das römische Amphitheater, oder auch Arena von Pula. Zunächst war ich etwas genervt, da ich bereits auf dem Weg nach Pula zur Sannie meinte, dass ich hoffe das keine Restaurierungsarbeiten an der Arena stattfinden. Tja, was soll ich sagen?? Natürlich fanden welche statt. Der Nordturm an der Meeresseite wurde restauriert. Naja muss man sich halt mit abfinden…
Bild 1-6: Arena von Pula
Nachdem wir die Arena zunächst von Außen begutachteten, zahlten wir den Eintrittspreis und die Fotosession konnte im Inneren stattfinden. Die mächtige Arena beeindruckt nicht nur durch ihr Äußeres, sondern besonders durch die Tatsache, dass man auf über 2.000 Jahre altem Gestein läuft, oder auch sitzt, und die Arena so gut erhalten ist, und wir noch Heute in den Genuss dieser Baukunst tauchen dürfen. Wenn man sich dann nur mal vorstellt wie hier einst die Gladiatorenkämpfe stattgefunden haben, die sich mehrere 10.000 Menschen ansahen, beeindruckt es nochmals mehr.
Bild 1-10: Das Innere der Arena
Die Arena von Pula ist im Jahr 2 vor Christus bis in das Jahr 14 nach Christus unter dem römischen Kaiser Augustus (30 v. Chr.-30 n. Chr.) errichtet wurden. Der Legende nach ließ Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.), der auch für den Bau des Colloseums in Rom verantwortlich war, die Arena für seine aus Pula stammende Geliebte auf die heutige größe ausbauen, und erfüllte ihr damit einen Herzenswunsch. In der Arena fanden Gladiatorenkämpfe statt, die sich bis 25.000 Menschen ansehen konnten, denn soviel Platz bot die Arena. Um Seeschlachten austragen zu können, wurde die Arena sogar zeitweise geflutet. Venedig warf im 15. Jahrhundert einen Blick auf die Arena, und wollte sie Stein für Stein abtragen und in Venedig wieder aufbauen. Gott sei Dank verhinderte dies ein venezianischer Senator, und wird dafür bis Heute im Form einer Gedenktafel an einem der Türme der Arena geehrt.
Bild 1-9: Das Innere der Arena
In jugoslawischer Zeit war das Amphitheater der Austragungsort des Festival des jugoslawischen Films. Mit der Unabhängigkeit Kroatiens war dieses Festival natürlich hinfällig, und so findet seit 1993 das Pula Filmfestival, und das Histria Festival in der Arena statt, denn durch die einzigartige Akustik bietet sich das Amphitheater geradezu für Konzerte, Opern, Theater oder Filmvorführungen an. Sting, Julio Iglesias, Pavarotti, Anastacia, Elton John, usw. usf. gaben hier bereits Konzerte.
Bild: Rekonstruktion der Arena
Bild: Die Arena Heute aus der Vogelperspektive
(Bildquelle: www.reiseinfo-porec.de)
Die Arena ist ellipsenförmig gebaut, ihre Maße betragen 132 x 105 m, ihre Mauern sind bis zu 33 m hoch, womit sie die sechst größte der Welt ist. Außerdem ist die Arena von Pula die einzige Weltweit von 200 Amphitheatern, die über 4 Treppenaufgänge verfügt, und gleichzeitig eines der besterhaltensten. Zu ihrer Meerseite präsentiert sich die Arena 3-Stöckig, während sie zu ihrer Landseite lediglich 2 Stockwerke aufweist. Dies hängt damit zusammen, dass sie an einem Hang errichtet wurde, und somit an der Landseite das unterste Stockwerk von Außen nicht sichtbar ist. Unter den Zuschauerrängen ist das Labyrinth von Gängen, Käfigen und Vorratslagern komplett erhalten. In den unterirdischen Räumen befindet sich eine dauerhafte Ausstellung zum Thema „Oliven- und Weinbau zur Römerzeit in Istrien„. Hier kann man sich uralte Olivenpressen anschauen, und eine Vielfalt von Amforen, Werkzeugen und Steingefäßen. Tatsächlich ist Pula der weltweit größte Fundort von Amphoren. Natürlich wurde die Ausstellung in den unterirdischen Gängen von uns besichtigt, was ich im übrigem jedem Besucher Pulas nahelegen möchte.
Bild: Löwe in der Arena
Bild: Zugang zu den unterirdischen Räumen
Bild: Unterirdische Gang zu der Ausstellung
Bild 1-7: In den unterirdischen Räumen-Ausgrabungen
Nach der schweißtreibenden Besichtigung der Arena, es war richtig ekelig schwül-warm, begaben wir uns auf den Weg in Richtung Altstadt, die sich schneckenartig um den Hügel im Zentrum windet. Dazu liefen wir die Straße Amfiteatarska in Richtung Südwesten. Die Amfiteatarska endet am Titov Park, in dem sich eine Miniaturausgabe Pulas und ein Partisanendenkmal befindet. Läuft man nun weiter geradeaus kündigt sich gleich die Fussgängerzone Pulas an, die sich hier gabelt. Man muss sich entscheiden ob man aufwärts die Castropola Straße nimmt, oder unten weiter geht und somit auf die Kandlerova Straße gelangt. Wir liefen unten weiter, da wir zum Forum wollten, und erstmal nicht hoch zum Kastell von Pula. Auf der Kandlerova sollte man stets acht geben beim spazieren. Man läuft auf einem antikem Pflaster. Die Rillen zwischen den einzelnen Steinplatte sind ziemlich breit und tief, die Gefahr zu stolpern ist ziemlich groß.
Bild: Panorama der Arena
Bild: Der Eingang zur Arena
Bild: 1-3: Die Miniaturausgabe Pulas im Titov Park
Nach ca. einem drittel des Weges bis zum Forum erreicht man den rechts der Kandlerova gelegenen Domplatz, wo einst der Jupitertempel, und im 4./5. Jahrhundert eine der ersten christlichen Basiliken stand. Heute findet man hier die im 15. Jahrhundert errichtete Marienkathedrale, der erst im 17. Jahrhundert der rechteckige Glockenturm angeschlossen wurde.
Bild 1-3: Auf der Kandlerova
Bild 1-3: Der Domplatz samt Marienkathedrale
Eine Weile liefen wir weiter, bis wir schließlich den wohl schönsten Platz Pulas erreichten: Das Forum. Hier endet die Kandlerova und hier befindet sich der riesige Augustustempel, der mich mit seiner grandiosen Schönheit absolut in den Bann zog. Der Tempel wurde von 2 vor Christus bis 14 nach Christus errichtet und wird von 6 korinthischen Säulen geschmückt. Im Inneren befinden sich römische Skulpturen die man selbstverständlich besichtigen kann.
Bild 1-2: Der Augustustempel
Einst befand sich auf dem Forum auch der Diana-Tempel, der im 13. Jahrhundert jedoch in das grandiose Rathaus integriert wurde, und lediglich auf der Rückseite des Rathauses zu erkennen ist. Rund um den Platz befinden sich etliche Cafes und Restaurants. Hier entschieden wir uns ein verspätetes Mittagessen zu uns zu nehmen. Leider erwischten wir ein weniger gutes Restaurant.
Bild 1-2: Das Rathaus
Bild: Das Forum zu römischer Zeit
(Quelle: www.austrialatina.at)
Bild: Das Forum heute
Nachdem wir uns nun gestärkt hatten, machten wir uns auf, den vielen weiteren Sehenswürdigkeiten Pulas einen Besuch abzustatten. Doch keine 2 Minuten nachdem wir uns aufrappelten weiter zu gehen (wir waren mittlerweile sehr kaputt), setzte um ca. 17:15 Uhr ein kurzer Regenschauer ein. Wir flüchteten ins nächste Cafe damit unser teures Kameraequipment nichts abbekommt, und entschlossen dann uns auf die Weiterfahrt in Richtung Rovinj zu unserem nächsten Hotel zu machen, da wir beide wirklich sehr, sehr kaputt waren, denn schließlich war Pula an diesem Tag bereits der dritte Ort den wir besichtigten. Schweren Herzens (selbstverständlich hätte ich gerne die restlichen Sehenswürdigkeiten gesehen, aber manchmal muss die Vernunft siegen) machten wir uns also auf den Weg zum Hafen, und fuhren davon…
Vollständigkeitshalber möchte ich jedoch jedem die restlichen Attraktion Pulas näher bringen. Sobald ich wieder in Istrien bin, werde ich selbstverständlich meine versäumnisse nachholen, und die Seite mit eigenen Fotos aktualisieren.
Hat man den Forumsplatz überquert läuft man am besten weiter in Richtung Südosten auf der Sergijevaca an der sich an der Nordseite einer Rasenfläche ein freiglegtes Bodenmosaik einer römischen villa urbana aus dem 2. Jahrhundert befindet. Dieses Bodenmosaik hatten wir sogar noch versucht zu finden, aber leider ohne Erfolg.
Am Ende der Sergijevaca gelangt man zum Trg (Platz) Portarata, auf dem sich der Triumphbogen der Sergier befindet. Dieser wurde in den Jahren 29-27 vor Christus von Salvia Postuma Sergi errichtet, die damit ihre drei Brüder rühmen wollte. Ab 1904 lebte in dem Haus neben dem Sergierbogen der irische Schriftsteller James Joyce. Nahtlos geht der Trg Portarata in den Korzo Giardini über, der sich an den Resten des Mauerrings der einst Pula umgab befindet, und mit seinen Cafes zum Verweilen einläd. Gleich in der Nähe befindet sich das kleine römische Theater.
(Bildquelle: www.adria24.com)
(Bildquell: www.labyrinth.hr)
Bild 1-2: Der Triumphbogen der Sergier
Bild: Triumphbogen der Sergier mit Stadtmauer
(Bildquelle: http://www.polygraphicum.de/druckgraphikD1.html)
Geht man hinter dem Korzo Giardini weiter geradeaus gelangt man auf die Carrarina und kommt an eine der ältesten Sehenswürdigekeiten Pulas aus der Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christus vorbei, dem Porta Herculea (Herkulestor). Noch ein Stück weiter in Richtung Nordwesten entlang der Carrarina gelangt man zum Goldenen Doppeltor Porta Gemina aus der Mitte des 2. Jahrhunderts.
Bild: Das Herkulestor
(Bildquelle: www.destinacije.com)
Bild: Porta Gemina
(Bildquelle: www.austrialatina.at)
Kurz hinter dem Porta Gemina befindet man sich wieder an der Stelle, an der sich die Fussgängerzone gabelt, und man sich für die untenführende Kandlerova, oder die nach oben führende Castropola entscheiden muss. Hätten wir die Besichtigung fortgeführt wären wir logischerweise die Castropola hoch gelaufen, um so zum Kastell zu gelangen. Auf dem Weg befindet sich die Franziskanerkirche Sv. Franje.
Bild: Kreuzgang im Franziskanerkloster Sv. Franje
(Bildquelle: www.reiseblech.de)
In der Nähe der Franziskanerkirche befindet sich auch gleich schon eine abgehende Seitengasse die rauf auf den höchsten Punkt des Hügels und somit zum mit Aussichtsturm, Zugbrücke, 4 Bastionen und Wehrmauern ausgestatteten Kastell von Pula führt. Das Kastell stammt aus dem 13. Jahrhundert, und wurde nie vollendet.
Bild: Kastell Pula
(Bildquelle: www.destinacije.com)
Dies waren jedoch gerade mal die Sehenswürdigkeiten innerhalb der Schneckartigen Altstadt, die einst komplett durch eine Mauer geschützt wurde.
Im Südosten der Stadt an der Bećka Straße befindet sich die Marinekirche Madonna Del Mare samt Marinefriedhof, deren Fassade reich mit Statuen und Mosaiken verziert ist.
Südlich des Trg Portarata befindet sich das Marinekasino, in dem man sich zu k. u. k. -Zeiten vergnügte. Heute befindet sich hier das Istrische Volkstheater. Spaziert man weiter in Richtung Südosten gelangt man zum Markt, der als der schönste in ganz Istrien, als auch dem Kvarnerraum gilt. Die glasüberdachte Markthalle ist im Jugendstil errichtet wurden.
Mein Fazit:
Pula ist Geschichte aus der grandiose Bauwerke hervorgingen, die bis Heute noch bestens erhalten sind. Diese Stadt hat soviel Potential um weltweit Ruhm zu erlangen, allerdings könnte man die Stadt mal ordentlich auf Vordermann bringen, sonst wird das nichts.