Die zwei hübschen Küstenörtchen stehen immer ein wenig im Schatten der bekannten Badeorte entlang der Makarska-Riviera – dies jedoch absolut zu unrecht. Die Strände sind lang, traumhaft schön und abseits der Apartmenthäuser trifft man auf Geschichte und alte Bauwerke.
Podaca
660 Einwohner zählt das am südlichen Fuß des Berges Viter gelegene Dorf. Der am Meer gelegene Bereich ist aufgeteilt in 3 Ortsteile (Kapeć, Viskovića Vala und Ravanje), bei deren Anblick man jedoch das 10-fache an Einwohnern vermuten würde, da diese fast zu Gänze aus Ferienhäusern bestehen, die den meisten Teil des Jahres eben leer stehen. Zwischendrin finden sich noch ein paar schöne, alte Steinhäuser, ein paar hübsche Hinterhöfe und wirklich tolle Strände. Es gibt ein paar Bars, Restaurants und schöne Promenaden – ein Paradies für alle Badeurlauber.
Wem das Baden nicht ausreicht, der hat die Möglichkeit verschiedenen Wanderwegen hoch in die Gebirgswelt des Rilić zu folgen oder sich das an den Hängen gelegene alte Podaca anzuschauen. Dies würde ich auch jedem nahe legen, denn neben den Wahsinnsausblicken, trifft man hier auch auf ein paar historische Bauten. Im alten Dorfzentrum angekommen, parkte ich den Wagen unterhalb eines schattenspendenden alten Baumes am Rande des Dorfplatzes. Ich fühlte mich zunächst wie in einer Geisterstadt. Keine Menschenseele war zu sehen, nur stark bellende Hunde waren zu vernehmen. Plötzlich hörte ich einen Schuss in nicht allzu weiter Entfernung. Das aggressive Bellen der Hunde verstärkte sich, es lief mir wirklich eiskalt den Rücken runter… Dennoch machte ich mich vom Dorfplatz aus auf zu den historischen Bauwerken.
Funde aus der Jungsteinzeit bezeugen, dass Podaca eine der ersten Siedlungen im Süden der Makarska Riviera war. Diese Funde, Werkzeuge zum Droschen von Weizen, sind heute im Franziskanerkloster von Zaostrog ausgestellt. Ein Aschegefäß mit Münzen des Kaisers Servu aus der Zeit von 193 – 211 erzählen von der einst römischen Vergangenheit. Erste schriftliche Erwähnung des Dorfes findet im Jahre 1477 in einem türkischen Dokument statt. Die Türken wechselten ihre Machtstellung mit den Venezianern, die Österreicher und das erste und zweite Jugoslawien folgte. Wie in allen Ortschaften entlang der Makarska-Riviera, sorgte das große Erdbeben im Jahre 1962 dafür, dass die Anwohner die hochgelegenen Dörfer größtenteils verließen und sich an der Küste neue Häuser bauten.
Auf dem Dorffriedhof steht die Kirche Sv. Ivan aus dem 12./13. Jahrhundert, sowie ein Bogoumilengrabstein. Die Kirche war fest mit der Familie Kačić verbunden, so verwundert es nicht, dass sich das Familiengrab auch hier befindet. Osman-aga erwähnt die Kirche 1621 in einer schriftlichen Auflistung aller Sakralbauten entlang der Küste erstmals. 1911 wurde sie restauriert, dann aber beim großen Beben 1962 stark in Mitleidenschaft gezogen. In den 80’ern wurde sie erneut restauriert, um sie herum fanden auch großen Ausgrabungen statt. Heute ist sie als Kulturdenkmal geschützt.
Unmittelbar hinter der Crkva Sv. Ivan steht die alte Pfarrkirche (der neue unbedeutende Neubau steht unten am Meer) Sv. Stjepan, welche im Jahre 1762 von fra Šimun Kačić-Miošić geweiht wurde. Dabei handelt es sich um einen neoromanischen Bau mit Elementen des Barock. Sie wurde erweitert und in regelmäßigen Abständen erneuert. Ihr freistehender Glockenturm steht ein wenig abseits vom eigentlichen Bau. Die Kirche wurde auf den Überresten einer alten Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert errichtet.
Nur ein Stück weit vom Friedhof entfernt, trifft man auf Überreste einer alten Wehrmauer, sowie noch einen ziemlich gut erhaltenen Wehrturm. Sie stammen aus dem 17. Jahrhundert – der Zeit der Türkenkriege. Den Turm kann man auch besteigen. Ende September 2013 war er jedoch für den Zugang bereits geschlossen.
Auf dem Weg zurück zum Auto begegneten mir dann auch zwei Männer mit dicken Gewehren in der Hand – allen Anschein nach Jäger. Durch das doch eher harte äußere Erscheinungsbild in Kombi mit den Schusswaffen löste sich bei mir ein großes Gefühl des Unbehagens, also erwiderte ich nett lächelnd das „dobar dan“ um dann schnell den Abflug zu machen… Ende Oktober/Anfang November 2014 sollte ich auf Hvar einer ganzen Reihe von Jägern begegnen, diese sahen aber nicht so grusselig aus wie die Männer oben in Podaca und trugen außerdem Signalwesten.
Bild 1 – 8: Podacas Küstensiedlung
Bild 1 & 2: auf dem Weg rauf ins alte Podaca mit tollen Bergblicken
Bild 1 & 2: das alte Podaca in Sicht
Bild: am Dorfplatz
Bild: Die alte Kirche Sv. Ivan, dahinter die alte Pfarrkirche Sv. Stjepan
Bild: auf dem Weg zum Festungsturm mit kleiner Kapelle am Wegesrand
Bild: Häuserruinen und sensationeller Bergblick
Bild: Wehrturm
Brist
Südlich von Podaca liegt das beschauliche Fischerdorf mit gerade einmal 340 Einwohnern. In Brist geht es wirklich sehr hübsch zu und auch den üblichen Völkern der Vergangenheit (Illyrer, Römer usw.) gefiel es hier ausgezeichnet. Erste schriftliche Erwähnung erfährt das Dorf im Jahre 1571 unter dem lateinischen Namen ulmus (z.dt. Ulme), von dem sich natürlich der heutige Name Brist (Ulme=kroat. brijest) ableitet. Die erste Siedlung befand sich an den Gebirgshängen unterhalb der markanten Briške Stine (Felswände von Brist). Heute ist es jedoch komplett verlassen, lediglich die Ruinen der alten Pfarrkirche Sv. Margarita und die Häuserruinen erinnern an das einstige Leben dort oben. Leider hab ich es versäumt hoch zu wandern, was ich aber bei Zeiten nachholen werde. Die alte Kirche steht trotz des schlechten Zustandes als Kulturdenkmal unter Schutz und zwischen den verlassenen Häusern steht auch das Geburtshaus des großen kroatischen Dichter, Künstler und Franziskaner Andrija Kačić-Miošić.
Im Falle von Brist begann der Umzug runter an die Küste lange vor dem großem Beben 1962, nämlich bereits im 17. und 18. Jahrhundert als man verstärkt wehrhafte Häuser mit Schießchartern und geschlossenen Innenhöfen erbaute, so dass die Bevölkerung sich auch an der Küste sicher fühlen konnte. Wer seine Besichtigungstour im Westen des hübschen Örtchens beginnt, wird auf der Straße, welche von der Magistrale runter zum Hafen führt, auf ein Mosaik am Wegesrand aufmerksam. Es stammt von der zweiten wichtigen Persönlichkeit, die ihre Wurzeln im beschaulichen Brist hat:
Mladen Veža – der größte kroatische Maler des 20. Jahrhunderts
1916 in Brist als Sohn einer armen Hirtenfamilie geboren, entdeckte man schon schnell sein Talent. Da Stift und Papier ein für die Großfamilie kaum erschwingliches Luxusgut darstellte, half sich Mladen mit hartem Olivenholz aus und schuf so seine ersten „Werke“. Der Lehrer der Dorfschule war von den „Malereien“ so begeistert, dass er dem jungen Mladen ein Stipendium an der staatlichen Handwerksschule besorgte. Diese befand sich in Zagreb und Mladen war damals fest entschlossen dort die Bildhauerei zu erlernen. Sein Lehrer riet dem schmächtigen Mladen davon ab, da er überzeugt davon war, dass dieser die schweren Steine, die man zur Bildhauerei benötigt, nicht hätte tragen können und empfahl ihm sich voll und ganz der Malerei zu widmen. Mladen befolgte den Rat und studierte nach der Handwerksschule Malerei an der Kunstakademie – 1938 bekam er seine erste Ausstellung. Ab 1950 zog es ihn für ein paar Jahre nach Paris, dann schließlich wieder zurück nach Kroatien, wo er abwechselnd in seinem Heimatdorf und Zagreb lebte. Seine Werke behandeln meist das Leben der Menschen entlang des Biokovos. Im Februar 2010 verstarb er in Zagreb.
Unten am Hafen hat man einen sehr schönen Panoramablick auf das Rilićgebirge und dem Küstenörtchen mit der neuen Pfarrkirche Sv. Margarita. Sie steht etwas oberhalb der Küste und verschönert das Gebirgspanorama wirklich ungemein. Errichtet wurde der hübsche neoromanische Sakralbau im Jahre 1870, wurde seit dem aber schon des Öfteren renoviert. Am Kirchenvorplatz steht ein, von Ivan Meštrović geschaffenes, Bronzedenkmal, welches fra. Andrija Kačić-Miošić zeigt.
Weiter geht der Spaziergang in südöstlicher Richtung. Immer wieder vorbei an schönen, alten und vor allem prächtigen Steinhäusern, tollen Strände, sowie dem kleine Kirchlein Sv. Ante Padovanski aus dem Jahre 1807. Das spätbarocke Gotteshaus wurde auf den Grundmauern einer älteren, aus dem 16. Jahrhundert stammenden, Kapelle errichtet. Wer möchte kann von hier aus immer weiter entlang am Meeresufer bis nach Gradac laufen und dabei ab und an den Sprung ins kühle Nass genießen.
Bild: erster Blick auf Brist
Bild 1 & 2: Mosaik des Künstlers Mladen Veža
Bild: Hotel am Hafen
Bild 1 – 4: rund um den Hafen
Bild: Die Pfarrkirche Sv. Margarita
Bild: Bronzedenkmal des fra. Andrija Kačić-Miošić
Bild 1 – 5: schöne Strände und alte Steinhäuser schmücken den Ort
Bild: das Kirchlein Sv. Ante Padovanski
Bild 1 – 3: schöne Strände und alte Steinhäuser schmücken den Ort
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