Wer seinen Urlaub an der Makarska-Riviera plant, wird schnell auf den Namen Tučepi stoßen. Es ist eines der großen Touristenzentren entlang dieses Küstenabschnitts und erfreut sich großer Beliebtheit. Dies liegt nicht zuletzt am vielfältigen touristischen Angebot und den traumhaften Stränden. Die Menschen kommen nicht aus Interesse an der Kultur hierher, sondern wegen der Badefreuden. Und wer doch ein wenig Kultur schnuppern will, der setzt sich auf einen Ausflugsdampfer und lässt sich zu den Inseln Brač, Hvar oder Korčula schippern, spaziert ins benachbarte Makarska, oder besucht die nicht all zu weit entfernten Städte wie Omiš, Split oder Trogir.
1.760 Einwohner zählt die Gemeinde, welche in Donji Tučepi, an der Küste gelegen, und Gornji Tučepi, an den Hängen des Biokovos, aufgeteilt ist. Donji Tučepi zieht sich über 4 Kilometer der Küste entlang und entwickelte sich erst so richtig nach dem großen Erdbeben 1962 und dem Einzug des Tourismus. Es gibt lediglich nur ein paar wenige Bauten älteren Datums, der Rest besteht aus Apartmenthäusern, Hotel- und Sportanlagen, sowie viel Gastronomie. Es verwundert also nicht, dass so manche Bausünde das untere Tučepi prägt. Dabei stellt die Pfarrkirche Sv. Nikola, die mit Abstand Schlimmste von ihnen dar. 1989 erbaut, erstrahlt sie im „schönsten“ Beton und betört im sozialistischen Gewand. Dabei liest man doch so schön in den Bröschüren der Touri-Info, sie wäre der Landschaft und dem mediterranen Grün angepasst….ääähhh wat is los??? Da hat wohl jemand vor dem Schreiben einmal zu viel an der Rakija-Flasche geschnüffelt.
Das touristische Tučepi glänzt also nicht unbedingt mit architektonischen Juwelen, doch was macht den Ort dann so beliebt??? Ganz einfach: Tučepi ist wahnsinnig gepflegt, hat traumhafte Promenaden, welche sich entlang der wunderschönen, von Pinien gesäumten, Strände zieht und wartet mit allem, was das Touristenherz begehrt, auf. Auch Hotels gibt es hier mehr als genug: Laurentum, Villa Marija, Afrodita, Alga, Kaštelet, Neptun und Tamaris. Stolz ist Tučepi auf die Preise, die es in Sachen Tourismus – angefangen von der hohen Qualität der Gastronomie, bis hin zum gepflegten Aussehen des Ortes – eingeheimst hat.
In Kraj zweigt eine Zubringerstraße, kurz vor der hässlichen Pfarrkirche aus Makarska kommend, von der Magistrale zur Küste und dem Ortszentrum ab. Hier gibt es einige Parkmöglichkeiten unmittelbar am schönen Hafen, mit seiner Palmenpromenade, gelegen. Es gibt einen schönen Platz mit ein paar Sitzmöglichkeiten, einem Springbrunnen, die Touriinfo, Post, Taxistand, Ambulanz und ein paar Geschäfte. Von Kraj aus führen die Promenaden nun wahlweise nach Süden Richtung Podgora in den Ortsteil Kamena, oder nordwestwärts in Richtung Makarska. Beide Möglichkeiten sollte man mal nachgehen. Interessanter finde ich die Promenade in Richtung Makarska, denn dort tummeln sich nicht nur fast alle Hotels, sondern vor allem gibt es gute Einkehrmöglichkeiten, tolle Sportanlagen und, was mein Herz besonders aufblühen lässt, ein paar sehenswerte und spannende Gebäude.
Bild: Die neue Pfarrkirche Sv. Nikola…ein schrecklicher Bau
Bild: Zufahrtsstaße zum Hafen und Ortszentrum
Bild: Am zentralen Platz mit Brunnen
Bild 1 – 13: Spaziergang am zentralen Platz und am Hafen entlang
Wir folgen also nun der nordwestlichen Promenade mit den angekündigten interessanten Gebäuden. Eins dieser Gebäude beherbergt heute das Hotel Kaštelet, wurde jedoch bereits 1766 von der Familie Grubišić, als barocke Sommerresidenz, erbaut. Wenn man sich diese traumhaften Strände ansieht, verwundert ihre Wahl nicht. Neben der schönen Adria, laden hier auch 2 Fußballplätze und das Tenniszentrum „Slatina“ , mit 3 Plätzen, zu sportlichen Aktivitäten ein. Dahinter folgen die Hotelanlagen Tamaris und Neptun und genau dazwischen, ein kleiner archäologischer Park, mit der Crkva Sv. Jure im Mittelpunkt. Der gotisch-romanische Bau stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert und wurde 1993 restauriert. Dabei entdeckte man, dass das Kirchlein auf den Fundamenten einer aus dem 2. Jahrhundert stammenden „villa rustica“ erbaut wurde. Der Fund ermutigte dazu weitere Ausgrabungen zu tätigen, und so stieß man auf die Überreste einer Kirche aus dem Mittelalter, einem Kloster aus 17./18. Jahrhundert, sowie eine aus dem 1. Jarhundert stammende Grabsäule. Laut Legende soll Petar Candiano, der Doge Venedigs, in einer Seeschlacht gegen die Piraten von Omiš und der Neretva ums Leben gekommen sein, und an dieser Stelle begraben liegen.
Weniger hübsch anzusehen, aber dafür noch viel spannender, ist die Ruine des alten Hotel Jadran, dem nordwestlichsten Gebäude des unteren Tučepi. Der riesige Hotelkomplex entstand bereits im Jahre 1950 und war der erste Hotelbau des Ortes, sowie der erste im neuen sozialistischen Nachkriegs-Jugoslawien. Designt wurde es von Branko Bon, einen von Titos Lieblings-Architekten, erbaut jedoch von hunderten deutscher Kriegsgefangener, die den Marmorboden verlegten, die berühmte Spindeltreppe erbauten oder die französischen Türen anbrachten. Nach Fertigstellung galt es als das schönste und modernste Hotel entlang der Adria, und so verwundert es nicht, dass neben Tito persönlich, auch viele Prominente aus aller Welt hier gerne ihren Urlaub verbrachten. Berühmt war die ausladende Terrasse des Hotels, auf der die erfolgreichsten Musiker Jugoslawiens zum Amüsement der Hotelgäste auftraten. Mit Beginn des Jugoslawienkrieges Anfang der 90’er, diente der Komplex als Flüchtlingsherberge. Nach verlassen dieser, war es jedoch unmöglich das Hotel, ohne große Renovierungsarbeiten, neu zu eröffnen. Von nun an war das berühmt berüchtigte Hotel Jadran dem Verfall ausgesetzt. Immer wieder gibt es neue Pläne zur Wiederbelebung, doch bis heute hat sich noch nicht wirklich was getan…abwarten, was noch passiert.
Bild 1 – 16: Traumpromenade und Traumstrände – Flanieren im nordwestlichen Teil Tučepis
Bild 1 & 2: Am Hotel Kašteletf
Bild 1 – 6: Traumpromenade und Traumstrände – Flanieren im nordwestlichen Teil Tučepis
Bild 1 & 2: Kirche Sv. Jure und die archäologische Ausgrabungsstätte – dahinter das Hotel Neptun
Bild 1 – 13: Eine Erlebnisruine – das Hotel Jadran
Bild 1 – 5: Strände vor der Hotelruine
Bild 1 – 4: Am östlichen Ortsausgang bei Podgora – Blick zurück auf donji Tučepi
Oberhalb der Magistrale, nicht weit von der neuen Pfarrkirche Sv. Nikola entfernt, trifft man auf den Friedhof mit der barocken Crkva gospina rođenja. Sie stammt aus dem Jahr 1703 und wurde auf den Überresten einer alten Basilika erbaut. Interessant sind die hier, vor der Westfassade, ausgelegten alten Grabplatten, die von Schwert- und Halbmondmotiven geziert werden.
Kommen wir nun vom bausündengeprägten Badeparadies, zu wunderschönen aus altem Stein geschaffen Dörfern in gornji Tučepi. Da sind zum einen die weiter unten gelegenen Weiler Podstup, Mravičići, Ševelji und Šimići, allesamt oberhalb von Tučepi-Kraj gelegen und über schmale Sträßlein zu erreichen. In diesen Dörfern findet man noch keine wichtigen Sakralbauten, sondern lediglich mehr oder weniger intakte Dorfzentren. Besonders hübsch fand ich dabei Postup.
Anders sieht es in den höher gelegenen Dörfern aus. Sie sind zeugen der fast 4.000 jährigen Geschichte Tučepis und liegen nach wie vor ober- oder unterhalb der wichtigen Verbindungsstraße ins Landesinnere. Von West nach Ost sind das die Dörfer Čovići unterhalb, und das erstaunlich schöne Podpeć (unterteilt in Marasi, Grubišići und Pašalići) oberhalb der Straße. In Podpeć habe ich den mit Abstand schönsten Platz in ganz Tučepi gefunden. Außerdem befindet sich, zwischen Oliven und Granatäpfeln, das Kirchlein Sv. Mihovil. Aus einer lateinischen Inschrift geht hervor, dass die Familie Grubišić die barocke Kirche erbauen ließ.
Folgt man der Straße weiter südostwärts, folgen schon bald Viskovići und Srida Sela. Hier steht eine weitere Pfarrkirche – und diese dominiert mit ihrem hübschen Glockenturm das Ortsbild und gilt als Wahrzeichen der oberen Dörfer. Sie schimpft sich Crkva Sv. Ante Padovanski und wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Der klassizistische Bau beherbergt 3 Altäre, welche alle samt aus einer alten, nur wenige hundert Meter östlich gelegenen heute jedoch nicht mehr existierenden, Kirche hierher gebracht wurden. Auch diese alte Vorgängerkirche nannte sich Sv. Ante, brannte jedoch bei einem Feuer im Jahre 1891 aus. Aus den Überresten des alten Glockenturms, erschuf man an gleicher Stelle die kleine Kapelle Sv. Roko.
Der Ortsname Tučepi stammt im Übrigen noch aus illyrischer Zeit und bedeutet soviel wie „Dorf bei der Quelle„. Rund um das obere Tučepi finden sich viele Funde aus dieser Zeit, wie illyrische Grabmäler. Aus der Antike stammen Überreste von Heiligen- und Grabstätten. Die Bewohner Tučepis waren zu vortouristischen Zeiten vor allem Viehzüchter und Bauern. Mehrere altertümliche Terrassen mit Olivenhainen und Weingütern prägen bis heute die Hänge des Biokovos und bezeugen die lange Tradition. Einst befanden sich verteilt in gornji Tučepi 3 Festungstürme, die heute jedoch nur noch erahnt werden können. Von Ende des 15. Jahrhunderts bis Ende des 17. Jahrhunderts hatten die Türken hier das Sagen und auch im 18. Jahrhundert, nach der Befreiung dieser, war die Angst vor den Osmanen noch groß. Die Grenze zum osmanischen Reich verlief schließlich in unmittelbarer Nähe und so entstanden besagte Festungstürme, die bis heute im Volksmund als „türkische Türme“ bezeichnet werden. Ebenfalls aus dieser Zeit erhalten geblieben sind die sogenannten türkischen Öfen. Dabei handelt es sich um Einbuchtungen im Gebirgsmassiv, in denen Volk und Vieh in stürmischen Zeiten Zuflucht fanden.
Bevor ich nun zur letzten Bilderreihe komme, möchte ich einen Restauranttipp der besonderen Art loswerden. Oberhalb von Tučepi-Kraj gelangt man über eine einspurige Straße hoch in einen Olivenhain. Mitten im Hain befindet sich die Konoba Ranč. Mal ganz davon abgesehen, dass ich das Essen dort großartig finde und immer wieder gerne dort einkehre, speist man hier Mitten im Hain in einer unvergleichlichen Atmosphäre… Die gesamte Anlage ist mit viel Liebe zum Detail aufgebaut wurden und selbst den Kleinsten Gästen wird es hier nicht langweilig werden. So gibt es neben viel Natur auch angelegte Fisch- und Schildkrötenbecken, die für die nötige Unterhaltung der Kleinen sorgen.
Bild 1 & 2: am Friedhof mit Crkva gospina rođenja und schönen mittelalterlichen Grabplatten
Bild 1 – 12: gornji Tučepi – Podstup
Bild: Blick auf Tučepi – Kraj
Bild: In Šimići
Bild: Blick auf Čovići
Bild: Blick auf Brač und Hvar
Bild 1 & 2: In Čovići
Bild 1 – 5: In Podpeć
Bild 1 – 3: In Srida Sela – die Pfarrkirche Sv. Ante Padovanski
Bild: Kirchlein Sv. Roko in Srida Sela
Bild 1 & 2: In Srida Sela
Bild: Partisanendenkmal in Srida Sela
Bild 1 – 5: ein paar letzte Impressionen aus November 2014
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