Der nächste Ort, den ich euch vorstellen möchte, ist einer der bedeutendsten und ältesten Zentren für Religion, Kultur und Bildung entlang der Makarska Riviera. Es gibt traumhafte Strände, spektakuläre Ausblicke, sowie einen eigenen Hausberg, welcher sämtliche Blicke auf sich zieht – das alles ist das beschauliche 350 Einwohner Nest Zaostrog.
Bereits auf der Magistrale von Norden kommend beeindruckt er – der Hausberg Viter. 770 Meter ragt er majestätisch in den Himmel. Dabei handelt es sich um einen Teil des Rilić-Gebirges, der wie ein Reißzahn vom eigentlichen Gebirge abspreitzt. Zu seinen Füßen breitet sich das Küstendorf aus. Funde aus prähistorischer Zeit belegen die frühe Besiedlung. Aus antiker Zeit stammen zwei Reliefe, darunter eins des Gottes Mitra, sowie reihenweise Funde aus der römischen Herrschaftszeit. Im 7. Jahrhundert kamen die Kroaten und man errichtete eine Burg namens Ostrog hoch oben am Rilić-Gebirge – eine der 4 Festungen im Raum Drvenik bis Gradac, die vom Kaiser Konstantinus Porphyrogenetus im 10. Jahrhundert als Stadt „Pagania“ zuammengefasst und erwähnt wurde. Die Burg selbst wurde als „castrum Ostrok“ aufgezählt.
Erste schriftliche Erwähnung des eigentlichen Dorfes fand in türkischen Dokumenten im Jahre 1494 statt. Zu dieser Zeit regierten die Feudalherren, die Gebrüder Vlatković-Jurjević, über Zaostrog und nannten eine Burg am Viter ihr eigen. Auch das Franziskanerkloster stand bereits damals unten am Meer, jedoch noch ziemlich einsam. Im 14. Jahrhundert gründeten es Eremiten des Augustinerordens. Nachdem Bosnien und die Hercegovina unter türkische Macht gefallen war, verließen die Mönche das Kloster und flüchteten auf die Inseln. 1468 sorgten die Gebrüder Vlatković-Jurjević jedoch dafür, dass sich neue Mönche im Kloster ansiedelten. Diese stammten aus der bosnischen Provinz Bosna-Srebrena. Da es damals keine weiteren Klöster in der Region gab, hatte es einen großen Wirkungskreis der sich von Drvenik, über die Neretva bis Slivno ausweitet, sowie das Hinterland um Vrgorac und große Teile der Hercegovina umfasste. Ab dem 17. Jahrhundert lassen sich bereits vermehrt Einwohner des damals zu Gänze an den Gebirgshängen gelegenen Zaostrogs unten am Meer, in der Nähe des Klosters, nieder und nennen die entstehende Siedlung Zaostrog-Kraj. Der Einfluss des Klosters auf die gesamte Gegend wurde nach der Zeit der türkischen Herrschaft – ab dem Jahre 1864 – noch größer. Es wurde erweitert und übernahm die Rolle des Zentrums für Reliogion und Bildung. Bekanntester und bedeutendster Klosterbewohner war:
Andrija Kačić Miošić
Wie bereits im meinen Bericht über das Küstenörtchen Brist geschrieben, wurde dieser im Jahre 1704 dort geboren. Seine Ausbildung machte er im etwas nördlicher gelegenen Zaostrog. Hier entschied er sich dem Franziskanerkloster beizutreten. 1756 veröffentlichte der Dichter, Schriftsteller und Philosoph sein Werk „razgovor ugodni naroda slovinskoga„, welches über ein Jahrundert lang das begehrste und berühmteste kroatische Buch war. In diesem beschreibt er vorwiegend den Kampf der Küstenbewohner ums Überleben und gegen die Türken. Dies markierte den Punkt, an dem er zum größten kroatischen Dichter und Schriftsteller wurde.
Auch heute noch ist das Kloster ein Anziehungspunkt, besonders für Kulturhungrige. In der Bibliothek gibt es ein Kačić-Archiv, sowie 20.000 weitere Bände, als auch historische Dokumente die von der Geschichte der gesamten Region erzählen – darunter das älteste türkische Dokument aus dem Jahre 1494. Außerdem ist im Kloster eine ethnologische Sammlung, sowie eine Kunstausstellung untergebracht. Auch der berühmte Maler Mladen Veža (ebenfalls aus Brist stammend – siehe dazu Podaca und Brist) erhielt hier einen ständigen Platz für seine Kunstwerke.
Am Haupteingang zur Kirche kann man eine Innschrift in einer Form Kyrillisch (der Bosančica) aus der Zeit der Türken, um genau zu sein dem Jahre 1589, entdecken, ebenso wie zwei von Ivan Rendić geschaffene Büsten des Andrija Kačić Miošić und des Ivan Despot – beide aus dem Jahre 1889. Zum Kloster hin trifft man hingegen auf ein im Jahre 1953 entstandenes Denkmal, geschaffen von Ivan Meštrović. Es zeigt den Alten Milovan, alias A.K. Miošić, als einen Guslaspieler.
Bild 1 & 2: Blick auf Zaostrog und den Berg Viter von der Magistrale aus
Bild: Blick auf Zaostrog von Podaca aus kommend
Bild: Blick auf Zaostrog und den Berg Viter von der Magistrale aus
Bild 1 – 6: Im Klostergarten
Bild: Eingang
Bild: Denkmal an den „Alten Milovan“ als Guslaspieler
Bild 1 – 4: Im Kreuzgang
Bild: in der Kirche
Unterhalb des Klosters befindet sich der hübsche Palmenumsäumte Hafen, an dem Allabendlich eine Fähre parkt. Von hier hat man einen besonders schönen Ausblick auf den Viter, das Rilićgebirge samt Glockenturm des Klosters. Auch befindet sich hier der schönste Strandabschnitt, welcher sich bis nach Podaca zieht. Über eine Uferpromenade sind die beiden Orte auch miteinander verbunden. Am Platz zwischen Kloster und Hafen steht ein eher unattraktives Partisanendenkmal.
Weiter in Richtung Nordwest folgt noch ein hübscher kleiner Park, während sich an der Uferstraße in der Saison die Touribuden aneinander reihen. Es folgt der Siedlungskern mit ein paar alten Häusern, aber in erster Linie neueren. Dies rührt nicht zuletzt daher, dass sich die Zaostroger zwar schon im 17. Jahrhundert teils an der Küste niederließen, jedoch der große Ansturm erst nach dem großen Beben in den 60’er Jahren des 20. Jahrhunderts folgte. Schöne, gleich am Meer gelegene Restaurants, laden zum Verweilen ein. Es gibt Cafes, Eisdielen, Supermärkte – eben alles, was ein Touristenörtchen so ausmacht. Selbst Ende September war am Abend in den Restaurants übrigens richtig was los.
Am Ortsende eine weiter kleinere Hafenmole, dahinter wieder ein schöner Strand. Hier habe ich in der Nacht des 23. September 2013 einen meiner Milchstraßentimelapse für meinen ersten Timelapse-Film aufgenommen.
Wie bereits mehrmals erwähnt, befindet sich das alte Zaostrog oben an den Berghängen des Rilić-Gebirges, zu dem man über eine gut ausgebaute asphaltierte Straße gelangt. Anders als in vielen anderen Orten entlang der Makarska Riviera, ist das alte Zaostrog doch noch ziemlich gut erhalten und wird scheinbar gerne wiederbelebt – was die schönen restaurierten alten Steinhäuser zumindest vermuten lassen.
Auch wartet das alte Dorf mit gleich 3 netten Kirchlein auf: weiter unten steht die gotische Crkva Sv. Rok aus dem 17. Jahrhundert, gefolgt von der Friedhofskirche Sv. Barbara aus dem 15. Jahrhundert, sowie die im Dorfzentrum erbaute Kirche aus dem 19. Jahrhundert, ebenfalls der hl. Barbara geweiht.
Bild 1 – 10: Impressionen aus der Gegend des Klosters und des Hafens mit Partisanendenkmal und schönen Parks
Bild 1 – 8: Im Siedlungskern
Bild 1 – 3: Strand im Westen von Zaostrog
Bild: Blick auf das Dorf
Bild: Crkva Sv. Rok
Bild: Friedhof mit Crkva Sv. Barbara
Bild: Crkva Sv. Barbara in der Dorfmitte
Bild 1 – 10: Streifzug durchs alte Dorf Zaostrog
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